Der Feind in meinem Büro - Die Unschuld vom Lande

in meinem Büro
Leseprobe II aus „Der Feind in meinem Büro“, Martin Wehrle, Econ (2005)
Wenn ein Firmenboot in Seenot gerät, wer ist dann schuld? Es gibt drei Möglichkeiten: Entweder der Kapitän, sprich Chef, hat den falschen Kurs eingeschlagen. Oder die Matrosen, sprich Mitarbeiter, haben die richtigen Kommandos falsch ausgeführt. Oder es liegt alles am Wetter, sprich an der Markt- und Wirtschaftslage. Erstaunlicherweise wiederholt sich aber in großen wie kleinen Unternehmen eine Beobachtung: Chefs können alles. Aber sie können nie etwas dafür. Der Erfolgskurs ist ihr Werk – am Untergang sind andere Schuld.
Chefs als OpferDer Markt hat sich gegen sie verschworen. Die Mitarbeiter
haben Fehler gemacht. Die Wirtschaftslage hat ihnen
ins Handwerk gepfuscht. Der Staat hat sie mit Steuern
geschröpft. Und der Unternehmensberater hätte
kein Honorar verdient gehabt, höchstens Blindengeld.
Dieselben
Chefs, die bei Erfolgskurs keinen Zweifel daran aufkommen
lassen, dass sie am Steuer stehen,
dieselben Chefs, die steigende Gewinne nicht auf ihre
Mitarbeiter, auf die Wirtschaftslage, auf den Markt
und schon gar nicht auf ihre Berater zurückführen,
sondern nur auf ihre eigenen Fähigkeiten –,
diese Chefs sehen sich plötzlich als ohnmächtige
Opfer. Auch wenn die Gewitterwolken meilenweit sichtbar
waren: Sie haben ihr Boot nicht in den Sturm gesteuert!
Die wenigsten Arbeitgeber hinterfragen im Krisenfall
ihren eigenen Kurs, etwa ob sie alles getan haben,
um ihre Dienstleistungen, Produkte und Mitarbeiter
flott für den Markt von morgen zu machen. Stattdessen
werfen sie Mitarbeiter über Bord, reden von „Nullrunden“, „Einstellungsstopp“ und
von „Produktionsverlagerung“ ins Ausland.
Als wäre damit das Problem gelöst und das
lecke Firmenboot wieder fahrtüchtig gemacht.
Eine Studie belegt, wie blind viele Arbeitgeber für
ihre eigenen Fehler sind: 80 Prozent der Unternehmen,
die im Jahr 2002 die Firmenpannenhilfe der Deutschen
Ausgleichsbank in Anspruch genommen haben, machten
für ihre Krise „äußere Umstände“ verantwortlich.
Anders die eingeschalteten Experten: In sechs von 10
Fällen sahen sie „Management-Fehler“ als
Ursache. Die Zahl des Eigenverschuldens lag also um
lächerliche 300 Prozent höher, als die Unternehmer
es einsehen wollten!
In dieses Bild passt eine Erfahrung,
auf die der Bestseller-Autor Daniel Goleman in seinem
Buch „Emotionale Führung“ hinweist.
Danach sind Mitarbeiter besser in der Lage, die Leistungen
ihrer Chefs einzuschätzen, als diese es selbst
können. Bemerkenswert: Je schlechter ein Chef,
desto größer seine Neigung, die eigene Leistung
zu überschätzen.
Bei meinen Firmencoachings
gebe ich den Geschäftsführern
schnell zu verstehen: „Die besten ‚Unternehmensberater‘ haben
Sie schon längst unter Vertrag!“ Und verweise
auf die Mitarbeiter. Niemand weiß besser als
sie, wo der Schuh bei einer Firma drückt. Niemand
kennt besser die Chancen der Zukunft, die Entwicklung
des Marktes und die Wünsche der Kunden.
Viele
Chefs suchen nach der Erleuchtung von außen – dabei
müssten sie in der eigenen Firma nur den Lichtschalter
drücken!
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