Der Feind in meinem Büro - Der schiefe Haussegen

in meinem Büro
Leseprobe I aus „Der Feind in meinem Büro“, Martin Wehrle, Econ (2005)
Viele Mitarbeiter sind auf
ihre Chefs nicht gut zu sprechen. Die meiste Zeit,
so heißt es, sitzen
die Vorgesetzen in Meetings, schwingen große
Reden, saugen sich weltfremde Ideen aus den Fingern
und überlassen das Anpacken und Geldverdienen
dann doch vorsichtshalber ihren Mitarbeitern. Mit Lob
geizen sie wie die Schotten, mit Kritik halten sie
nicht hinterm Berg.
Wer dem Chef seine Meinung sagt,
gilt als „Querulant“.
Wer sich krankmeldet, macht natürlich blau. Und
wer blau ist, womöglich während der Arbeitszeit,
hat immer private Probleme – nie liegt es an
den Arbeitsbedingungen, nie am katastrophalen Führungsstil
des Vorgesetzten (was nach Auffassung der Mitarbeiter
die häufigsten Gründe für Krankheit
und Unzufriedenheit sind).
Viele Arbeitnehmer fühlen
sich vom Chef als potenzielle Faulpelze behandelt,
die es mit Peitsche und Zuckerbrot
am Einschlafen zu hindern gilt. Interessante Arbeiten
werden zur Chefsache erklärt, die gestapelte Langeweile
wird delegiert. Gelingt eine Arbeit, war es der Chef
alleine. Geht sie daneben, waren es seine Untergebenen.
Nach einer Umfrage der Internet-Jobbörse
StepStone „schämen“ sich
50 Prozent der Mitarbeiter in Deutschland für
ihren „Arbeitgeber“ – womit sicher
nicht nur die Firmen gemeint sind, sondern stellvertretend
die Chefs. Noch dramatischer ist das Ergebnis einer
Studie des geva-Institut in München: 88 Prozent
aller Mitarbeiter halten ihren (Ex-)Chef für schwierig.
Jeder Fünfte gibt an, ihn zu hassen.
Wie denkt
die Gegenseite? Oft erleben Chefs ihre Belegschaft
als Drückeberger und Faulenzer, die nur dann richtig
zupacken, wenn sie nach der Lohntüte greifen.
Statt dankbar zu sein, dass sie überhaupt einen
Arbeitsplatz haben, stellen die Arbeitnehmer angeblich
am laufenden Band Forderungen. Sie wollen mehr Gehalt,
mehr Anerkennung, mehr Freizeit. Sie wollen einen Chef,
der unfehlbar wie ein Gott ist, sind aber weit entfernt
davon, ihn anzubeten. Vielmehr soll er sich jeder Kritik,
auch wenn sie ihm wie Gotteslästerung erscheinen
mag, mit buddhistischer Gelassenheit stellen. (...)
Im
Alltag sitzen sie ihre Zeit ab, machen Dienst nach
Vorschrift und erwachen erst dann aus ihrer Lethargie,
wenn der Feierabend und das Hobby rufen. Fußball
statt Firma, abtanzen statt anpacken!
Auch diese Sicht wird von Daten gestützt:
Nach einer Studie der Unternehmensberatung Gallup gelten
nur 13 Prozent der Mitarbeiter in deutschen Betrieben
als engagiert. Der Rest macht „Dienst nach Vorschrift“ oder
gibt zu, „innerlich gekündigt“ zu
haben.
Chefs und Mitarbeiter: In den Firmen sitzen
sie Wand an Wand – und doch trennen sie Welten!
Da verbringen sie ihr halbes Leben miteinander, sind
von Arbeitseintritt
bis zur Rente 50.000 bis 70.000 Stunden aneinander
gekettet – aber sie verstehen sich nicht, bekämpfen
einander, reiben sich auf. (...)
Sind die Zeiten, als
es noch Herrn und Sklaven gab, wirklich vorbei? Oder
tobt der alte Kampf noch immer,
nur dass mit anderen Mitteln gefochten wird? Heißen
die modernen Peitschenhiebe der Arbeitgeber „Nullrunde“, „Einstellungsstopp“ und „Arbeitsplatzverlagerung“?
Heißt der moderne Aufstand der Arbeitnehmer „innere
Emigration“ und „Leistungsverweigerung“?
Und sagt nicht schon der Begriff „Tarifschlacht“,
dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber sich immer noch in
eine Krieg gegeneinander wähnen.
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